Wednesday, 25 January 2012

Sex und Fußball

Vom Palast in Newcastle ging es direkt ins Ruhrgebiet Englands - nach Manchester. Der Busfahrer unseres Megabuses sprach mit seinem Gordie-Accent genauso, wie es Maxis Buch beschrieben hatte, nämlich wie jemand nach einem Herzinfarkt. Ohne nennenswerte Zwischenfälle erreichten wir die Industriestadt.
Spätestens seit unserem Ausflug durch das mitternächtliche Newcastle ist Maxi der Geografie-Fuchs, deswegen übernahm sie auch die Karte. Manchester wirkte wie ein einziger Neujahrs-Kater. Es war noch früh am Abend, aber dennoch war alles tot nach der (Jahres-)Wende. Das Hostel war ganz ok. Doch kaum angekommen, hatte ich auch schon die erste Begegnung mit dem titelgebenden Fußball. In unserem Viererzimmer übernachtete auch ein schwäbischer Groundhopper (Groundhopper sind Leute, die sich hunderte Fußballspiele auf der ganzen Welt ansehen, um im Nachhinein sagen zu können, "Ich war schon in diesem oder jenen Stadion".). Schnell kamen wir ins Gespräch und er berichtete mir mit aller ihm zur Verfügung stehenden schwäbischen Herzlichkeit, dass er zwischen Weihnachten und 4. Januar ca. 10 Spiele in England besuchen wollte. Prima, dachte ich nur.

Da es nach wie vor relativ früh am Abend war, beschlossen wir uns noch ein wenig umzusehen. Überraschenderweise liefen wir innerhalb kürzester Zeit sämtliche auf dem Stadtplan vermerkten Sehenswürdigkeiten ab, was den für den nächsten Tag geplanten Stadtrundgang nahezu überflüssig machte. Anschließend wollten wir noch irgendwo einkehren. Dank der allgemeinen Katerstimmung hatten alle interessanten Pubs aber schon geschlossen.

Der nächste Tag stand zunächst im Zeichen eines weiteren kurzen Stadtrundgangs. Danach gelang Maxi auch endlich die Erfüllung ihres primären Urlaubsziels: Eine ausgiebige Shoppingtour im örtlichen Primark. Als äußerst nachteilig empfand ich die Trennung von männlichen und weiblichen Umkleidekabinen. Normalerweise erhole ich mich immer in einer leeren Kabine sitzend, während ich diverse Anproben kommentiere. Hier stand ich nun vorm Umkleidetrakt und wartete. Und wartete. Und wartete. Irgendwann wartete noch ein anderer Mann neben mir. Doch eines schönen Moments kam Maxi wieder und hatte alles anprobiert. Aufgrund akuter Erschöpfung meinerseits mussten wir die Shoppingtour umgehend abrechen. Diverse thailändische Kulinaritäten sicherten anschließend die Wideraufnahme aller lebenswichtigen Körperfunktionen.

Da der 1. Januar auf einen Sonntag fiel, war der Feiertag auf Montag verschoben worden. Deswegen war in Manchester nach wie vor nicht sonderlich viel los.  Dennoch beschlossen wir abends nochmal den lokalen Whetherspoons aufzusuchen. Am Nachbartisch saß ein Pärchen, dass defintiv eine Erwähnung wert ist. Sie war ca. 16 und zum Zeitpunkt unseres Eintreffens extrem rollig. Er war ein wenig älter und hätte zweifelsohne in der Nacht jede Menge Spaß haben können. Doch dummerweise entschied er sich, noch eine zweite Flasche Wein zu kaufen. Diese brachte das Fass zum überlaufen und sie schaltete von rollig auf steif. So landete mehr Wein auf dem Teppich als in ihr. Kurz danach verließen beide das Lokal. Sex dürfte sich für ihn in der Nacht erledigt haben.

Unser Nachbartisch fand das ganze Geschehen genauso lustig wie wir. Völlig überraschend waren sie auch Deutsche. Durch mein Ostseestadion-Shirt ließ sich die gemeinsame Nationalität nur schwer leugnen. Die Hamburger waren nach England gekommen um ... ein paar Fußballspiele zu gucken. Was auch sonst. Ich denke, ich konnte auf dieser Reise eindrucksvoll demonstrieren, dass ich durchaus ein humanes Verständis von Fußballfahrten habe ;-)

Am nächsten Morgen starteten wir früh nach Liverpool. Leider sahen wir dort nur den Flughafen und es hieß Abschied nehmen von England. Doch auch zu Hause legten wir nur einen kurzen Zwischenstopp ein. Denn schon am nächsten Tag ging es weiter nach München ...

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