Sunday 6 January 2013

Bärchen, kannst du auch nicht schlafen? oder: The Power of Love

Das Jahr war kaum gestartet, da gab es schon das erste Hochlicht. Das Wintergame der DEL stand
an. Im Nürnberger Fußballstadion wollten die heimischen Eistiger und die Eisbären Dynamo Berlin dem Puck nachjagen. Klar das sich auch die Saale-Bulls-Fans nicht lumpen ließen und sich mit einem Bus und einigen Autobesatzungen auf den Weg machten. Nico und ich waren Teil der Reisegruppe:
Los ging es schon am Abend vorher in unserem halleschen Lieblingspub. Zusammen mit meinem Kollegen Tom verbrachten wir einen fröhlichen Abend und stießen mit dem Bier aus Neuburg nochmal auf das neue Jahr an. Ein paar Bier und viel zu wenig Schlaf brachten uns genau in die Stimmung, die man auf Auswärtsfahrten haben sollte. Nur das Wetter war so überhaupt nicht winterlich. (Das insbesondere bemerkenswert, wenn man sich den weiteren Verlauf des Jahres 2013 bis Mitte April vor Augen führt.). Gefühlte 12 Grad plus und  Regen, von Winter dagegen keine Spur. Entsprechend umfassend musste das Nürnberger Stadion präpariert werden, um winterlich zu wirken.

Schon auf der Hinfahrt dämmerte uns allen, das wir Teil von etwas ganz Großem werden sollten. Ein Großteil der Gruppe hatte 2,5 Jahre zuvor das WM-Auftaktspiel auf Schalke besucht  und dabei den Besucherweltrekord für Eishockeyspiele aufgestellt. Den hatten wir zwar in der Zwischenzeit wieder verloren, aber dafür waren wir, EU sei dank, Friedensnobelpreisträger. Ist doch auch was. An jenem 5. Januar winkte zudem der Europarekord für Eishockeyspiele und sollte später auch sicher eingefahren werden. In Nürnberg angekommen staunten wir zunächst über die protzige Naziarchitektur. Nico und mich zog es erst einmal in die Innenstadt. Sightseeing und so. Dabei stolperten wir auch über diesen Eislaufplatz. Hier sollte das Wintergame offensichtlich nicht stattfinden.

Nach einer Runde Frankenmetropole ging es ins Stadion. Die Verteilung in den Blöcken war nicht sonderlich gut koordiniert, aber schließlich fanden wir unseren Platz und ließen fortan das Rahmenprogramm über uns ergehen. Wobei, so schlimm war es gar nicht. Solche Veranstaltungen im Eishockey sind immer ein bisschen wie Familientreffen. Von allen möglichen Vereinen waren Fans vor Ort und feierten friedlich gemeinsam.  Den Großteil des Heimpublikums bildete sogenanntes Klatschvieh. Unschwer zu erkennen an den gefürchteten Pappen. Dagegen bot Dynamo einen ganz ansehnlichen Auswärtsmob auf, der die ungewohnt große Spielstätte auch phasenweise für sich nutzen konnte. Höhepunkt war zweifellos, als wir Saale-Bulls-Fans ein Liedchen anstimmten und in dem Moment gerade das ganze Stadion für uns schwieg.

Das Spiel plätscherte in den ersten 30 Miuten so vor sich in. Die Akteure kamen mit der Freiluftfläche offenbar nicht so gut zu recht. In der zweiten Hälfte war es dann  deutlich besser und es entwickelte sich eine muntere Partie. Die Sympathien unserer Reisegruppe waren verteilt, doch im Grunde genommen war das Ergebnis allen egal. Es ging um das Erlebnis. Trotzdem mussten wir uns zumindest bei den Toren lautstark artikulieren. Der Einfachheit halber wählten wir einen Gesang, denn jeder schnell mitbrüllen kann. Es geht um Dynamo und drei Eier. Dieser Support war am Ende jedoch vergebens, denn Nürnberg siegte 4:3.

Anschließend wäre der Bus fast ohne mich losgefahren, denn ich war an jenem Tag auch als rasender Reporter für meinen Sender im Einsatz. Das Ergebnis gibt es hier.

Das Wintergame war ein schönes Event, doch die Rückfahrt sollte zum eigentlichen Highlight werden. Ich erinnerte mich an ein Auswärtsspiel in Rosenheim einige Jahre zuvor, bei dem ich aus unerklärlichen Gründen auf der Rückfahrt nicht schlafen konnte. Auch diesmal ereilte meine Mitreisenden und mich dieses Schicksal. Getreu dem Motto: "Bärchen kannst du auch nicht schlafen?" Die zunehmende Übermüdung provozierte nach und nach die Kreativität. Und so kamen wir von "F wie Vogel" über Hansas Olli zu Witzen, die schon längst nicht mehr zweideutig waren. Der DJ von Bayern3 sorgte für die entsprechende musikalische Untermalung. "The Power of Love" bildete schließlich den Gipfel der Romantik. Für alle Beteiligten im mittleren Teil des Busses wird diese Orgie --- ähhh --- Rückfahrt sicher auch noch in einigen Jahren für Lacher sorgen.

PS:
Glück hatte ich, dass sich noch zwei weitere Leipziger im Bus befanden, die mich nach Hause kutschieren wollten. Dabei sorgte "dein Freund und Helfer" einmal mehr für Verwunderung bei mir. Am Bayrischen Bahnhof fielen einige spätjugendliche Damen fast vom Fahrrad. Der Grund war eher nicht im Wind zu suchen. Das sahen wir genauso wie die vollbesetzte Polizeikutsche neben uns. Doch anstatt die Mädels mal unter die Lupe zu nehmen entschieden sich die Beamten uns zu verfolgen. 100 Meter vor dem Zwischenziel an der Kurt-Eisner-Straße wurden wir noch abgefangen und kontrolliert - von gleich vier sogenannten Polizisten. Glücklicherweise hatte Olaf der Löwe rechtzeitig dem Bier abgeschworen, sodass sich die Verzögerung in engen Grenzen hielt.

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