Saturday, 5 July 2014

Das letzte Mal unendlich

Wenn die Tage am längsten sind, und das Wetter am schönsten, dann ist Sommer. Und an der Ostsee sind die Tage noch ein bisschen länger und noch ein bisschen schöner. Was läge also näher, als eine Reise mit der Liebsten an die Strände des Baltischen Meeres? Richtig: nichts!

Die Reiseroute war dabei reichlich ungewöhnlich. Los ging es auf Rügen, es folgten Stralsund, Rostock und Lübeck, ehe es dann nach Danzig ging. Das hatte vor allem terminliche Gründe. Doch von vorn:

Den Auftakt bildete ein Besuch bei einem bekannten Ostseepiraten auf Rügen. Der Weg dorthin gestaltete sich als durchaus langwierig. Immerhin entpuppte sich die Unterkunft dann als überraschend günstig. Zeit sie großartig zu genießen hatten wir nicht, denn die Vorstellung sollte schon bald beginnen. Nichts wie los also. In jenen Tagen fand auch die Fußball-WM in Brasilien statt und Deutschland trat an jenem Abend gegen die USA an. Wie es der Zufall wollte, fiel das eine Tor in jenen zehn Minuten, die wir an den Versorgungsständen vor dem Fernseher verbrachten. Läuft.

Der gewohnt guten Vorstellung am Abend folgte am nächsten Morgen ein Frühstück am Strand. Läuft sehr. Anschließend ging es weiter nach Stralsund. Ein Besuch im Ozeanium stand an. Kann man durchaus empfehlen. Weiter ging es in die schönste Hansestadt. Der Heimathafen des besten Fußballclubs feierte das 60. Jubiläum seiner Errichtung. Leider fiel das Rahmenprogramm vereinsinternen Inkompetenzen zum Opfer. Aber mit Yes-Törtchen, Wunderkerzen und einem Strauß Blumen kann man es sich ja auch schön machen, ne? Happy Birthday, Ostseestadion!

Nach einer kleinen Shoppingtour ging es am nächsten Tag  weiter nach Lübeck. Mit Erdbeeren, Marzipaneis und Fußball verbrachten wir einen sehr angenehmen Abend in der wunderschönen Altstadt. Die nächste Station war der Flughafen Lübeck - ein besseres Bierzelt. Naja Hauptsache Billigflug und so starteten wir nach Gdansk. Dort angekommen erwartete uns eine dieser ganz wunderbaren Ostseestädte, die ich so sehr liebe. Nach einer kurzen Erkundungstour durch die schöne Altstadt stärkten wir uns mit gutem Essen und günstigem Bier. Dabei kamen wir erstmals in den Genuss einer polnischen Fußballübertragung. Dobze!

Am folgenden Montag erkundeten wir zunächst einen Palast und die umliegenden Parkanlagen. Es folgte ein Strandbesuch, doch das wolkige Wetter sprach gegen eine längere Verweildauer. So zogen wir es vor, uns noch weiter umzusehen. Der Abend wurde dann legendär. Deutschland spielte gegen Algerien und wir schauten das komplette Spiel auf polnisch. Genauso herausragend wie die zahlreichen Ausflüge Manuel Neuers. Am Dienstag ging es dann mit dem Boot zur Westerplatte, der Hafeneinfahrt. Es ist immer wieder beeindruckend und bedrückend zugleich, wenn Geschichte real wird. Denn an dieser Stelle begann der Zweite Weltkrieg.

Den Höhepunkt des Urlaubs hatte der Dramaturg für den letzten Abend vorgesehen. Gemeinsam fuhren wir nach Sopot, dem Warnemünde Danzigs. Zum ersten Mal während unserer Zeit in Polen wurde es richtig sommerlich. Nach einem semi-guten Essen kamen wir zum Strand und für einen Wimpernschlag der Weltgeschichte war dort alles perfekt. An dieser Stelle muss ich mit meiner üblichen Vorgehensweise brechen, auch ältere Geschichten immer aus der Perspektive der damaligen Zeit zu erzählen. Denn dieser Abend hat mich im Nachhinein noch oft beschäftigt.

In der Sonne am warmen Ostseestrand war, wie erwähnt, das Glück für einen Moment  vollkommen. Die Zukunft schien für einen Augenblick bis zur Unendlichkeit vorgezeichnet. Mit ihr. Und vielleicht hätte ich das damals am Strand sagen sollen.

Aber hätte, hätte ... Die Nornen hatten andere Pläne und bald darauf ging es bergab. Erst langsam, dann immer schneller und schließlich unaufhaltsam. Doch noch oft stand ich danach am Strand und blickte aufs Meer. Und auf diesen großen Moment. Inzwischen aber mit einer gewissen Distanz und verbunden mit der Hoffnung, dass die schönste Zeit erst noch kommt.

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