Friday 3 January 2014

Superman, bist du's?

Nach den Tagen in Barcelona brachte uns der Bus nach Banyoles. Dort wartete das Wintercamp, dass schon seit zweit Tagen in vollem Gange war. Zunächst hieß es aber auch für uns erst einmal warten.
Die Kontaktversuche zur Hauptgruppe waren mäßig erfolgreich und deshalb dauerte es einige Zeit, bis jemand kam, um uns abzuholen. Nachdem wir schon mal alle wichtigen Einkäufe erledigt hatten, verkürzten wir die Zeit mit einer Runde Dosenballsport. Schließlich kam der Holländer Rolf und verstaute uns fünf samt Gepäck und Einkäufen in seinem Auto.

Das Camp lag im Wald auf einem Berg außerhalb der Zivilisation. Kaum angekommen, erfuhren wir, dass Heizung und Warmwasser bisher nicht zu den Luxusgütern der Anlage gehörten. Dass es selbst in Spanien im Winter nicht immer warm ist, war eine Tatsache, die den einen oder anderen schon sichtbar kalt erwischt hatte. Schnell waren sich alle einig, dass dieser Ort perfekt für ein Sommercamp wäre. Im Winter gibt es dagegen durchaus ein paar Schwächen.

Nachdem wir uns allgemein bekannt gemacht hatten, ging es schon wieder los. Ziel war die schöne Stadt Girona. Dort wandelten wir auf den Spuren zahlreicher Geschichten und Legenden, lernten Croconella kennen und erkundeten in der untergehenden Sonne eine Burg. Angemessen hungrig enterten wir gemeinsam mit ca. 145 anderen Couchsurfern ein Restaurant. Dieses hielt dem gigantischen Ansturm aber nicht stand und das Gemaule der Hungriggebliebenen war im Anschluss gewaltig. Gemeinsam ging es weiter in eine Kneipe, doch die Polizei beendet die Party schon kurz darauf.

Kurzerhand entschieden wir uns für eine Rückkehr ins Camp, dort gab es nämlich keine Nachbarn, die in ihrer Ruhe gestört werden konnten. Die Party stieg in einer Garage auf dem Gelände. Da der zweite Bus noch auf sich warten ließ, war angenehm viel Platz zum Tanzen. Die Nacht war aus meiner Sicht meiner Mitreisenden ziemlich kalt, ich würde sie eher als ziemlich kurz beschreiben. Einen der Höhepunkte bekam dann kaum jemand mit: Einer unserer Mitbewohner im Zehnbett-Zimmer hatte sein Bett im Superman-Outfit geschmückt. Unser interner Spitzname für ihn lässt sich deshalb leicht erraten. Als er spät in der Nacht nach seinem Bett suchte, fragte unser Obi, halb schlafend, halb betrunken: "Superman, bist du's?" Dabei sprach der junge Superheld gar kein deutsch, sondern nur spanisch.

Die Temperaturen waren so niedrig, dass wir am nächsten Morgen beschlossen, vor dem Kamin zu frühstücken. Dabei klebten wir Nutella-Eis auf unsere Toastbrote. Anschließend starteten zu einem kleinen Ausflug nach Banyoles. Der Weg dorthin führte durch eine dunkle, enge Höhle. Gerüchten zufolge verkleinerte sich die Gruppe dort um die Hälfte. Nach dem Mittag ging es weiter. Da nicht alle in den Bus (siehe Bild) passten, erkundeten wir den malerischen Ort am See zu Fuß. Die Sonne schien und es gab ernsthafte Überlegungen, ein Bad zu nehmen. Dieses Unterfangen scheiterte aber, wie schon in Barcelona, an den fehlenden Badesachen. Vor der Rückkehr deckten wir uns noch mit allem ein, was man für eine rauschenden Silvesterfete benötigt: Bier, Alkohol und reichlich Käse.

Bevor wir die Damen zum Tanz führten, testeten wir auch noch den lokalen Basketballplatz. Unvergessen ist der Moment, als mein Brüderlein einen Korb mit dem Kopf erzielte. Anschließend stand Tango auf dem Programm. Zu dieser Zeit erlebten die Campbewohner ein Novum: Es gab gleichzeitig warmes Wasser und funktionierende Heizungen - ein Momentum das es zu nutzen galt.
Danach wurde es langsam ernst, denn es ging zügig auf Mitternacht zu. Höchste Zeit, die Gundlagen zu schaffen. Und so verzehrten wir unsere drei Kilo Käse mit einer Handvoll Nudeln und ein bisschen Soße. 

Das Warten auf den Jahreswechsel wurde dann durch eine spannende spanische Tradition verkürzt: Tio, Tio. Jeder Teilnehmer hatte ein kleines Geschenk mitgebracht. Nach dem gemeinsamen Singen des "Tio-Tio-Liedes", zu dem man mit einem Ast auf ein Stück Holz klopft, konnte sich auch jeder wieder ein Geschenk aussuchen. Apropos Geschenke: Die Silvestertüten, die im Anschluss verteilt wurden, erfreuten sich großer Beliebtheit. Darin befanden sich Masken, Tröten und Hüte. Die daraus resultierende Freude lässt sich nur schwer mit Worten beschreiben. Und während wir einer weiteren spanischen Tradition, dem Weintrauben-Essen kurz vor Mitternacht, folgten, verpassten wir den Jahreswechsel.

Aber nur um wenige Sekunden und so haben wir es doch noch rübergeschafft. In allerlei Sprachen wurde das neue Jahr begrüßt und die Stimmung im Campo Banyoles war zunehmend, nunja,  ausgelassen. Die lustigen Verkleidungen taten ihr übriges dazu. Leider mussten wir am nächsten Morgen recht früh los und so hieß es schon bald wieder Abschied nehmen von vielen besonderen Menschen. Doch als wir nach viel zu wenig Schlaf wieder aufstanden, trafen wir einige von ihnen wieder. Beziehungsweise, das, was von ihnen übrig war. Es ist erstaunlich, wie die aufgehende Sonne die Folgen einer eskalativen Partynacht schonungslos ans Licht zerrt.

Dem Taxifahrer wollten wir diese Gestalten nicht zumuten und so machten wir uns auf den Heimweg, der zwar günstig war, aber aufgrund der Beschwerlichkeit dennoch nur bedingt zu empfehelen ist. Vor allem am Neujahrstag.

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