Möglichkeiten, sich über Hansa Rostock zu freuen, gab es in den vergangenen Jahren wenige. Umso schöner sind die wenigen Momente, wenn einem mal wieder klar wird, warum der eigene Club dennoch der Beste der Welt ist.
Ein solch seltenes Erlebnis hatte ich im August 2015. Es war DFB-Pokalzeit. Wie so oft in diesen Tagen standen mehrere Spiele an einem Wochenende auf dem Programm. Der Fachmann spricht hier von Doppelbelastung. Aufgrund nächtlicher Aktivitäten in Leipzig kann in dem Fall getrost von einer Dreifachbelastung ausgegangen werden. Eigentlich war am Spielsonntag eine entspannte Reise von der Helden- in die Ostseestadt geplant. Doch noch während des ersten Biers fiel mir auf, dass ich meine Karte in der Landeshauptstadt vergessen hatten. So ging es mit dem ersten Zug nicht nach Rostock, sondern nach Magdeburg.
Unterwegs wurde ich von der Sektion Köthen liebevoll wachgeküsst. Schließlich hatte ich mein Ticket und dem Besuch der Partie Hansa Rostock gegen Kaiserslautern stand nichts mehr im Weg. Die Weiterreise erfolgte schlafender Weise im Auto. Schnell erreichten wir die Hansestadt und beschlossen, uns die Zeit am Strand zu verkürzen. Gibt im Sommer sicher schlechtere Ideen.
Die Nähe zum Strand und zur Ostsee sind ohnehin große Vorteile des FC Hansa Rostock, die mich auch in Zeiten fußballerischer Armut immer wieder ermuntern, zu Hansa zu fahren. Der Saisonstart war eher mäßig verlaufen und die Erwartungen an dieses Spiel waren deshalb nicht übermäßig. Auch wenn natürlich alle von einer Pokalüberraschung träumten. Die Mannschaft zeigte an diesem Tag von der ersten Minute an ein mitreißendes Spiel und erarbeitete sich Chance um Chance. Der berühmte Funke sprang schnell auf die Ränge über und die 20.000 im Ostseestadion erlebten einen Abend, der an alte Bundesligazeiten erinnerte. Abgesehen von einer kurzen Phase nach der Pause sah der Zweitligist keinen Stich.
Mit dem Ablauf der Spieluhr steigerte sich die Atmosphäre immer weiter. Alle, wirklich alle, auf den Rängen waren begeistert. Von monotonem Dauergesinge war keine Spur. Stattdessen erlebten wir wahre, ungefilterte Fußballstimmung. Diese explodierte schließlich im "Hansa Forever" zu Beginn der Verlängerung. Noch nie habe ich unser Stadionlied derart laut und derart intensiv erlebt. Vielen anderen dürfte es ähnlich gegangen sein. Es war eins dieser Spiele, einer dieser Momente, an die man sich erinnert, wenn man mal wieder nach dem "Warum" fragt.
Es versteht sich von selbst, dass Hansa dieses Spiel nicht gewann. Weder in der regulären Spielzeit noch in der Verlängerung gelang ein Tor und so musste das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen. Dass dort ausgerechnet unser bester Torschütze der vergangenen Jahre, Marcel Ziemer Fußballgott, scheiterte, ist sicher auch so ein typisches Hansa-Ding.
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