Wednesday, 1 August 2012

Der ganz große Traum - Olympia 2012

Helden: Ordnerlegende von Coventry und ich.
Olympia - das größtmögliche Auswärtsspiel überhaupt. Und doch irgendwie ein Heimspiel. Schließlich hatte sich auch Leipzig um die Spiele 2012 beworben. Es sind also auch irgendwie unsere Spiele. Klar, dass ich mir die nicht entgehen lassen wollte. Zumal die Entfernung zum Wettkampfort mehr als überrschaubar ist.
Der Reiseplan war anspruchsvoll: London - Coventry - Manchester - London. Karten hatte ich für zwei Fußballevents. Doch die Einlassbestimmungen zwangen mich zu einer gründlichen Gepäckplanung. Schließlich startete ich nur mit einem kleinen Rucksack und dem wirklich Allernötigsten. Dafür hatte ich die relative Gewissheit, auch alles in die Stadien zu bekommen. Das war notwendig, da ich die jeweilige Stadt immer erst kurz vor Spielbeginn erreichte. Schließfächer und Gepäckaufbewahrungen sucht man in den meisten britischen Städten leider vergebens.

Doch zurück zum Anfang: Los ging es am Donnerstag bei bulliger Hitze in Leipzig. Gegen 23 Uhr Ortszeit erreichte ich London Stansted. Schnell ging es zum Bus und ab Richtung Stratford. Dort befindet sich der Olympiapark. Ich hatte Glück und erwischte die letzte U-Bahn Richtung Stadtzentrum. Das Hostel war ok. Doch auch hier war es wahnsinnig warm. Leider verlor ich meinen Spindschlüssel im dunklen Zimmer und fand ihn zunächst nicht wieder. Das kostete mich eine beträchtliche Menge Schlaf. Entsprechend gemächlich startete ich in den Freitag. Am Nachmittag begab ich mich dann zum Deutschen Haus in den Docklands. Während das Haus selber ein flaches Backsteingebäude ist, finden sich ringsherum nur Hochhäuser und Shopping Malls.  Das  Haus dient der Repräsentation Deutschlands während der Spiele. Hier werden Besucher informiert und Medaillen gefeiert. Beseitigt wurde dagegen mein Irrglaube, auch die Athleten würden dort nächtigen. Die wohnen natürlich im Athletendorf.

Das Deutsche Haus in London
Gereicht werden typisch deutsche Speisen und Getränke, die mir jedoch deutlich zu teuer waren. Etwas überraschend nutzte MeckPomm als einziges Bundesland die Möglichkeit, sich dort dauerhaft vorzustellen. Hinzu kamen noch zwei Thementage von NRW. Allen anderen scheint Olympia herzlich egal zu sein. Nunja. Schließlich erfüllte ich mir einen kleinen Traum auf meinem Weg zur großen Sportreporter-Karriere. Ich berichtete live im Radio von der Situation vor Ort und von Olympia. Hier könnt ihr das Gespräch noch einmal nachhören. Anschließend zog es mich zum Olympia-Park.

Blick aus der Metrostation am Olympia Parc
Ich hoffte ein wenig, die Eröffnungsfeier in der Nähe des Stadions auf einer Großleinwand verfolgen zu können. Doch Pustekuchen. Ohne Karte kam man nicht mal aus der Metro-Station raus. Also bin ich zurück ins Stadtzentrum gefahren. Eine kurze Recherche ergab, dass sich diverse CS-Gruppen zum gemeinsamen Gucken versammelten. Ich entschied mich für eine und machte mich auf den Weg, die Leute zu suchen. Auf dem Weg dorthin gab es eine wirklich unerwartete Begegnung. Selbst London ist ein Dorf. Die Eröffnungsfeier war amazing. Auch wenn man ohne einiges Wissen über Great Britain wahrscheinlich wenig verstanden hat. Aber das Wissen hab ich ja. Es bleibt das Geheimnis des Besitzers, warum der Pub während der Eröffnungsfeier bei einer ordentlichen Masse Anwesender schloss. Doch pünktlich zur Entzündung der Flamme war ich wieder im Hostel. 

Anschließend blieben mir gut vier Stunden Schlaf. Am Samstagmorgen ging es dann nach Coventry. Der Bus hatte aufgrund des Radrennens ein wenig Verspätung. Doch kurz vor 11 erreichte ich die Stadt. Am Stadion war ich 11.25 und es blieben gut 35 Minuten bis zum Anstoß des ersten Frauen-Spiels. Leider war Schweden - Japan aus meiner Sicht auch das Hauptspiel und insofern war Eile geboten. Doch das lag nicht mehr in meiner Hand. Die Sicherheitskontrollen waren extrem umfangreich. Ich musste mich in eine riesige Schlange einreihen um meinen kompletten Rucksack kontrollieren zu lassen. Die Gesamtlänge der Schlange war gut 150 Meter. Doch das ganze ging erfreulich schnell. Beim Ordner angekommen, packte er meinen kompletten Rucksackinhalt einzeln in eine große Plastetüte. Der Rucksack kam schließlich als Zugabe oben drauf, dann würde die Tüte verschnürt. Nach dem Betreten des Stadions durfte ich den kompletten Inhalt wieder zurück in meinen Rucksack packen. Kann man sicherlich so machen ...

Doch pünktlich zum Anpfiff war ich auf meinem Platz. Und ein wenig enttäuscht. Das Stadion war gerade mal ca. halbvoll. 32.000 passen insgesamt rein, 14.000 waren es später offiziell. Die meisten Zuschauer unterstützten Japan und es entstand sogar eine ganz vernünftige Atmosphäre. Schwed(inn)en waren dagegen nur sehr wenige im Stadion und in meiner Nähe sah ich gar keine. Außer die, die auf dem Platz standen. Da ich in der zweiten Reihe hinter der Eckfahne saß, war ich zumindest nah dran am Spiel. Dieses endete 0:0 und war dennoch sehr ansehnlich. Hansa verlor an jenem Nachmittag übrigens 3:0 gegen Unterhaching. Ich hielt dennoch stolz die Fahne  (bzw. den Schal) meines Teams hoch.

Apropos 3:0: Im zweiten Spiel trafen Canada und Südafrika aufeinander und Canada gewann locker 3:0. Ich freundete mich ein wenig mit zwei sehr sachkundigen Engländern älteren Semsters an.  Leider blieben nur noch ca. 5.000 Zuschauer zu diesem Spiel und entsprechend mau war die Stimmung. Das Match ging vorrüber und ich begab mich auf den Weg zurück ins Stadtzentrum Leider ließ ich meinen guten Hansa-Stoffbeutel im Stadion liegen. Wirklich ärgerlich. Vermutlich werden die Ultras Coventry uns diesen im nächsten Europapokalmatch präsentieren. ;-)

Was dann passierte, beschreiben die Worte meines Gastgebers Simon am besten: 

"The evening started with a "we could go
to a pub for some food" and ended with "so, do you know where we are?" We
had an awesome spontaneous night out even though Olli had to leave early in
the morning. This is exactly the spirit of CS I like."


Es war wirklich ein großer Spaß und ein erneuter Beweis der spontanen, freundlichen Pubkultur in Great Britain. Währenddessen tranken wir natürlich auch ein oder zwei Bier. Nach nur drei Stunden Schlaf musste ich wieder aufstehen. Die olympischen Augenringe nahmen langsam Kontur an. Der Bus fuhr leider von woanders ab, als der am vorherigen Tag angekommen war. Dieser Stop war auch nicht mehr auf meiner Karte drauf. Mein Telefon fungierte als Stern von Bethlehem und so fand ich dennoch meinen Weg. Nun ging es nach Manchester, zum Theater der Träume.

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