Mit Eishockey ist es wie mit anderen Suchtmitteln: Ab einem gewissen Punkt geht es einfach nicht mehr ohne. Nun hat Edinburgh glücklicherweise ein Hockeyteam – die Edinburgh Capitals. Diese spielen sogar in der höchsten Britischen Liga. Entsprechend kurz war die Entscheidungsfindung, das Heimspiel am Sonntag zu besuchen.
An dieser Stelle möchte ich vor allem meine Halleschen Eishockeyfreunde grüßen und ihnen diesen Bericht widmen. Der unbedarfte Leser wird hier wahrscheinlich den einen oder anderen Insider finden, dies bitte ich zu entschuldigen. Ich verspreche, dass ich beim nächsten Mal die Kamera mitnehme, denn dies kann ich euch nicht vorenthalten.
Es war also Matchday und irgendwo war sogar tatsächlich dieses Kribbeln, die Vorfreude auf das Spiel. Trotz 1. Liga waren meine Erwartungen allerdings ziemlich gering. Sie sollten auch nicht übertroffen werden. Zunächst ein paar Worte zur Halle: Diese steht im Schatten des Murrayfield-Rugby-Stadiums und könnte genauso gut das Stromhäuschen des Stadions sein. Schon von außen wirkte sie ein wenig heruntergekommen. Die Eintrittskarte war eine dieser berühmten Abreißkarten und eine Einlasskontrolle gab es nicht. Das Programmheft gab’s zum Schnäppchenpreis von 3 Pfund. Im Inneren ist die Halle einfach nur Old School. Der Mief der 50er-Jahre weht durch die Korridore, in denen Fußballspielen verboten ist. Einmal falsch abgebogen, stand ich plötzlich direkt vor der Gästekabine. In Deutschland hätten mich 3 Pommespanzer schon lange vorher abgefangen. In der Cafeteria gibt es reichlich Süßspeisen, aber kein Bier. Dafür stehen in der Halle selber einige Automaten, an denen man sich Flaschen, Dosen und weitere Wurfgeschosse sichern kann. Leider wieder kein Bier. Tribünen befinden sich nur an den Längsseiten und diese sind komplett bestuhlt – mit alten, braunen Holzsitzen. Immerhin 3500 Leute sollen angeblich darauf Platz finden. Das einzige neumodische Gerät ist die Anzeigentafel. Das dazugehörige Kampfgericht ist das nächste Highlight. Der schottische Junky ist weiblich und wiegt ca. 3 Tonnen.
Ein wenig beeindruckt von dieser Kulisse versuche ich auszuloten, wo den der Supportersblock sein könnte. Man will ja schließlich was erleben. Ich vermutete ihn auf der Haupttribüne auf Höhe der Mittellinie und sollte Recht behalten. Etwas abseits saß ein Mann. Aufgrund seines Trikot-Aufdrucks werde ich ihn schlicht Ovechkin nennen. Ich gesellte mich zu ihm und wir fingen an unsere Eishockeyerfahrungen zu vergleichen. Ovechkin war also genau der Mann, den ich brauchte um Britisches Hockey zu verstehen.
Kommen wir nun zu den Mannschaften. Edinburgh hat einen Löwen als Logo, aber immerhin spielen sie in Rot-Weiß. Der Gegner, die Hull Stingrays, trat in Blau-Gelb an. Hockey-Herz, wat willze mehr. Das Spiel begann und es war ein merkwürdiges Gefühl ein Spiel im Sitzen zu schauen und mehr oder weniger neutral zu sein. 400-600 Mann hatten den Weg in die Halle gefunden und ca. 20 supporteten genau an der vermuteten Stelle. Ich kann mich nicht erinnern, jemals Hockey auf so niedrigem Niveau gesehen zu haben. Luftlöcher, Stockfehler, Fehlpässe, dazu Schüsse, die unsere Knaben in Halle härter abfeuern würden. Die #33 im Tor von Edinburgh versuchte sich im Tim-Schnelle-Gedächtnis-Krabbeln. Das 0:0 nach dem ersten Drittel ließ das Schlimmste befürchten. Doch zum Glück wurde das Spiel unwesentlich besser.
Und es nahm einen typischen Verlauf, wenn die Rot-Weißen(bzw. Schwarzen) gegen die Blau-Gelben spielen. Edinburgh ging 2:0 in Führung. Im direkten Gegenzug kam Hull zum Anschlusstreffer. Kurz vor der 2. Pause fiel der Ausgleich, kurz danach das 3:2 für die Gäste. Die Entscheidung fiel mit einem Gegentor für Edinburgh im eigenen Powerplay. Auch dies kam mir irgendwie bekannt vor. Zwar konnte man kurz vor Schluss ein 5:3-Powerplay zum erneuten Anschluss nutzen, am Ende war alles Anrennen aber vergeblich. Doch so schäbig die Halle und auch das Spiel war. Es war immerhin Eishockey und deshalb werde dort auch wieder hingehen.
na bei solchen Veranstaltungen bist du ja genau richtig aufgehoben. Denke mal da folgen noch einige davon ;-)
ReplyDeleteGrüße nach Scotland!