Es gibt so Tage, die sind einfach seltsam. Bei meinen Jobbemühungen unternehme ich zwar schon die eine oder andere Anstrengung, aber irgendwie fehlt die letzte Konsequenz. Offensichtlich fehlt noch der finale Druck, etwas finden zu müssen. Entsprechend gemächlich habe ich die letzten beiden Tage verbracht. Wer meinen Studentenalltag kennt, wird dies nicht weiter spannend finden. Dies ist auch nicht der Grund für einen neuen Beitrag, sondern eher meine nächtliche Erscheinung.
Doch der Reihe nach: Zunächst hatte ich mal wieder meine Freunde im Career Center besucht. Dort wird mir auch jedes mal gut geholfen und ich hab stets den Eindruck, danach einen entscheidenden Schritt weiter zu sein. Anschließend hab ich einige CVs in diversen Recruitment Agencys abgegeben. Den Rest des Tages hab ich mehr oder weniger verdaddelt. So langsam wird es Zeit einen Job zu finden. Damit ich zum einem mal wieder einen halbwegs geregelten Tagesablauf habe, damit ich regelmäßig unter Leuten bin und damit ich Geld habe, um noch mehr zu unternehmen. Dieses Einsiedlerdasein, dass ich hier doch irgendwie lebe, bekommt mir nicht.
Abends war ja dann Länderspielzeit. Kasachstan und Zeitverschiebung sei dank, konnte ich mir sogar berechtigte Hoffnungen machen, Deutschland zu sehen. Schon im ersten Pub ein Volltreffer - Extra für mich wurde das Spiel angeschaltet. Leider wurden die letzten 25 Minuten dem Vorbericht von Schottland gegen Spanien geopfert. Immerhin fand ich ein wenig Anschluss an ein paar Schotten. Doch auch der Pubbesuch war ein wenig ernüchternd. Ich stellte fest, dass ich den umliegenden Gesprächen, die nicht direkt in meine Richtung gingen, nur mit höchster Konzentration folgen konnte. Diese ist aber kaum über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten. Nunja, Schottland verlor nicht unerwartet, aber 3:2 war kein schlechtes Ergebnis.
Ein weiterer Grund meiner Unzufriedenheit war die mangelnde Bewegung in den letzten Tagen. So beschloss ich noch einen Spaziergang zu machen. Während ich so vor mich hin steuerte und meinen trübseligen Gedanken nachhing, erreichte ich ein Viertel, dessen merkwürdige Atmosphäre mir schon einmal aufgefallen war. (Großbritannien und Edinburgh neigen ja ohnehin dazu, durch graue Fassaden und historische Gebäude, die Existenz von überirdischen Wesen glaubhaft darzustellen.) Doch die Dunkelheit verstärkte diesen Effekt noch. Das "Water of Leith" fließt durch den extrem mittelalterlich anmutenden Stadtteil und man findet hier reichlich Begrünung. Ich beschloss mir die Sache näher anzusehen und verließ die Hauptstraße. Immer tiefer ging es hinab durch verwinkelte Gassen und Wege. Zweimal überquerte ich den Bach. Schließlich schien die Straße in einer Sackgasse zu enden. Doch der Weg endete nicht, sondern verschwand in der Dunkelheit. Ich war unfähig um zukehren. Direkt am Ufer entlang ging es immer tiefer in die Dunkelheit. Wenn ich nicht ab und zu nach ob geschaut hätte, um mich zu vergewissern, dass dort nicht allzu fern Licht zu sehen war, wäre ich wohl in der Dunkelheit versunken.
Die überirdische Präsenz war deutlich spürbar und noch nie fühlte ich eine solche Beklemmung. Es war kein Mensch zu sehen und außer plätscherndem Wasser auch nichts zu hören, aber dennoch war es eine unglaubliche Erleichterung, als ich endlich wieder eine helle, belebte Straße erreichte. Als ich eine halbe Stunde später nach Hause kam, hatte ich mich immer noch nicht komplett erholt
Haltet mich für verrückt und durchgedreht, aber das war echt eine Grenzerfahrung. Wobei ich nicht sagen könnte, was eigentlich genau passiert ist.
Egal, morgen früh such ich mir nen Job. Danach geh ich Fußball spielen oder laufen. Und abends werd ich ein CouchSurfingCommunityTreffen besuchen. Damit sollten dann auch die Erscheinungen der Einsamkeit verschwinden.
mein armer schatz :( ich wär so gerne bei dir, damit du nicht so allein bist ...
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